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29. Juli: Gedenktag der Hl. Marta von Bethanien

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Die Rollen der sehr unterschiedlichen Schwestern Marta und Maria werden in zwei Evangelien thematisiert. Sowohl das Lukasevangelium (Lk 10) als auch das Johannesevangelium (Joh 11/12) kennen die zwei unterschiedlichen Schwestern: Die Eine – Marta, bodenständig, tatkräftig und praktisch, nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht klar aus was sie denkt; die Andere – Maria, zart, feinfühlig, still und zurückhaltend, drückt eher in symbolischen Gesten aus, was sie fühlt und glaubt.

Beide sind ein Musterbeispiel, wie Männer und die männlich geprägte Theologie biblische Texte einseitig interpretierten und nur bestimmte Aspekte sehen und hervorheben. Marta zieht dabei oft den Kürzeren, sie wird als zu geschäftig und zu vorlaut, als nur auf die weltlichen Sachen fixiert dargestellt, während Maria zum Inbegriff des Hörens und der Nachfolge wird – still und zurückhaltend wie die Frauen in der Kirche nach männlicher Interpretation ja sein sollen.

Eine rühmliche Ausnahme macht Meister Eckart, der in Marta eine Jüngerin sieht, die Jesu Wort lebt und bereits in die Tat umsetzt, was Jesus verkündet hat und somit in der Nachfolge schon weiter fortgeschritten ist als ihre Schwester Maria, die erst noch hören und lernen muss.

Jesus scheint keine Probleme mit Marta zu haben, er reagiert sehr wertschätzend auf ihre Klage über ihre viele Arbeit mit „diakonein = dienen, diakonisch handeln“ (es geht also nicht in erster Linie um Hausarbeit) und ihren Ärger über die Untätigkeit Marias. Er wirbt bei ihr dafür Maria die Zeit zu lassen, um den „guten Teil“, den diese gerade für sich entdeckt, leben zu können.

Jesus stellt sich auch im Johannesevangelium der Diskussion mit Marta über den bereits stinkenden Lazarus und die Auferstehung der Toten. Nach diesem Gespräch und der Erfahrung der Begegnung kann dann die bodenständige Marta das erste Messiasbekenntnis des Evangeliums (Joh 11) sprechen (das 2. Messiasbekenntnis des Petrus findet sich erst im Nachtrag Joh 21).

Ihre Schwester Maria drückt in Joh 12 das gleiche Bekenntnis symbolisch aus, mit ihrer Salbung: denn Christus = der Gesalbte = der Messias.

Autor: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes
27.07.2018
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