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„Gefangene besuchen“

Gefangene sind weitestgehend von der Gesellschaft isoliert, der Freiheitsentzug bringt für die Betroffenen Zweifel, Unsicherheit und Ängste mit sich und führt dazu, dass die Gefangenen einen Teil ihrer Identität und Persönlichkeit verlieren, z.B. bekommen sie bei Haftantritt eine Nummer sowie Anstaltskleidung. Meilensteine ihres bisherigen Lebensweges waren vielfach zerrüttete Familien, falsche Freunde und zunehmend Drogenkriminalität. Manche sind Scheidungskinder und haben einen großen Bruch erlebt, oder sie wurden als Kinder abgeschoben und haben niemals Liebe und Geborgenheit erfahren. Der Weg in die Kriminalität war manchmal schon vorgezeichnet, denn viele Täter waren selbst einmal „Opfer“. In der Haftanstalt verlieren viele den Draht nach draußen, erhalten keinen Besuch und wissen nicht, wie ihr Lebensweg weitergehen soll. Es ist nicht leicht, mit dem Scherbenhaufen eines Lebens, Minderwertigkeitsgefühlen von Kindheit an, mit Schuld und Furcht vor der Zukunft in einer Zelle sitzen zu müssen.

Als Gefangenenseelsorger stellt es eine große Herausforderung dar, sich dafür einzusetzen, dass das Gefängnis nicht nur ein Ort der Strafverbüßung ist, sondern auch ein Ort, an dem die Menschenwürde der Gefangenen respektiert wird, so dass sie wieder Mensch werden können.

Ansporn hierzu bekomme ich vom biblischen Gott der Versöhnung und Befreiung, der sich in Jesus Christus endgültig als ein Gott der Barmherzigkeit erwiesen hat. Jesus Christus gab keinen Menschen auf, ermöglichte immer wieder einen Neuanfang und forderte deutliche Schritte der Umkehr sowohl auf Seiten der Täter als auch auf Seiten der urteilenden Menge. Den Gefangenen diesen Jesus Christus, der die Ehebrecherin oder den Zöllner Zachäus nicht verurteilt hat, nahe zu bringen und ihnen die Hoffnung zu vermitteln, dass sich Gott mit der Menschwerdung seines Sohnes an ihre Seite stellt und sie nicht im Stich lässt, ist mir wichtig.

Es ist immer wieder ermutigend zu erleben, dass manche es nach der Haft schaffen, mit Gottes Hilfe ein neues, straffreies Leben zu führen und dem Lebensweg eine neue Richtung – dem Licht entgegen - zu geben.

 

Ruth Steger, Geistliche Beirätin des Zweigvereins Allmanshofen
nach einem Artikel von Michael Humml, Kath. Seelsorger der JVA Kaisheim

14.03.2016
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