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Das Pessahfest

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In Kürze beginnt das jüdische Pessah-Fest. Es ist eines der wichtigsten Feste im Judentum, denn es erinnert an die Befreiung der Juden aus der Knechtschaft in Ägypten. Diese Erfahrung der Begleitung Gottes in schwieriger Situation war so stark, dass die Bibel immer wieder in anderen schweren Situationen auf diese Erfahrung zurückgreift und sie im neuen Kontext neu erzählt.

Vor dem Pessahfest wird das ganze Haus nach gesäuertem Brot durchsucht, das bis zum Pessahfest gegessen werden muss, da dann kein gesäuertes Brot mehr im Haus sein darf, weil die Israeliten in Ägypten so schnell aufbrechen mussten, dass sie nur ungesäuerte Brote hatten.

Ein wichtiger Bestandteil der 12 Festtage ist das Seder-Mahl in der Familie, bei dem die ganze Befreiungsgeschichte erzählt wird. Es folgt einen festgelegten Ablauf bei dem bestimmte Speisen an die Erfahrungen in Ägypten und die Befreiung erinnern. 

Auf einem Sedertisch steht ein Teller mit verschiedenen Speisen:

  • Ein Beingelenk von einem Huhn oder Lamm (seroa), das an das Opferfleisch erinnert

  • Ein gekochtes Ei (bejza), das traditionell den Trauernden bei ihrem ersten Mahl gereicht wird. Es soll die Erfüllung aller Wünsche bewirken.

  • Bitterkräuter (maror) sollen an das bittere Leben in Knechtschaft erinnern.

  • Mus aus Äpfeln und Nüssen, es soll den Lehm und den Ton der Fronarbeit symbolisieren.

  • Grünzeug (karpas - Petersilie, Sellerie, Radieschen) – es wird in Salzwasser getunkt um an die Tränen in Ägypten zu erinnern.

  • Meerettich oder Salat aus Bitterkraut (chaseret) er soll die Bitternis intensivieren

Zusätzlich 3 Mazzen – ungesäuerte Brote, 4 Becher Wein und 1 Becher für den Propheten Elia (er gilt als Vorbote des Messias), sowie Wasser.

Das Fest beginnt mit dem Segen des Hausvaters über den ersten Becher Wein und dem Waschen der Hände. Dann wird das Grünzeug in Salzwasser getunkt um an die bitteren Erfahrungen zu erinnern und die erste Mazze in zwei Teile gebrochen um anschließend die Geschichte des Auszugs aus Ägypten zu erzählen. Dann folgt das Hochheben von Beingelenk und Ei, die an das armselige Essen der Vorfahren erinnern.

Den Kindern und vor allem dem jüngsten Kind kommt die wichtige Aufgabe zu 4 Fragen zu stellen, warum dieses Fest gefeiert wird. Als Antwort werden die Erfahrungen in Ägypten erzählt, die von der Geburt des Moses über die Fronarbeit und die 10 Plagen (Blut / Frösche / Ungeziefer / Fliegen / Pest / Aussatz / Hagel / Heuschrecken / Finsternis / Tod der Erstgeborenen) reichen. Bei den 10 Plagen wird der kleine Finger in den Wein getaucht und abgeschüttelt, denn jede Plage mindert die Freude.  

Nach dem Segen über den 2. Becher Wein wird die zweite Mazze gebrochen und gegessen, dann werden mit einem Segensspruch die Bitterkräuter in das Mus aus Äpfeln und Nüssen getunkt und mit der Mazze gegessen. Anschließende wird das Mahl aufgetragen und gemeinsam gegessen.

Nach dem Mahl nimmt der Hausvater den 3. Becher Wein und spricht den Segen, dann werden Klagelieder und Psalmen gesungen, die in ein Loblied übergehen. Mit dem Segen über den vierten Becher Wein wird das Mahl mit dem Wunsch „das kommende Jahr in Jerusalem“ und mehreren Liedern beendet.

Es finden sich viele Elemente des Sedermahls auch in den biblischen Erzählungen zum letzten Abendmahl. Das ungesäuerte Brot, der Segen über Brot und Wein, die Erinnerung an die Befreiung, bzw. die Anklänge an Jesus als Opferlamm.

Autor: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin
12.04.2019
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