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Frauenportrait

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Sch: Liebe Caterina mich beeindruckt immer wieder Dein Lebenslauf. Er wirkt auf mich so als ob Du schon sehr früh gewusst hast wohin Dein Weg gehen soll und ihn auch unbeirrt gegangen bist. 
C.v.S: Ja das stimmt, ich hatte schon sehr früh Visionen und war mir ganz sicher, dass ich ganz für Christus leben will. Aber den richtigen Platz dafür zu finden, hat eine Weile gedauert und ich musste eine Menge Hindernisse überwinden. Es war z.B. für eine junge Frau nicht vorgesehen bei den Mantellatinnen (dritter Orden) des heiligen Dominikus aufgenommen zu werden. Ich war richtig froh, dass ich trotzdem mit 16 Jahren aufgenommen wurde. Ich hatte dann noch eine Vision in der ich sah, dass Christus sein Herz gegen meines austauschte und da wusste ich, dass ich die Liebe Christi weitergeben muss. Ich haben dann Arme und Kranke, Gefangene und Verurteilte besucht und versucht ihnen beizustehen.

Sch:  Deine Art zu glauben und zu leben scheint ja sehr anziehend gewesen zu sein, denn Du hast ja schnell eine Gruppe um dich geschart, die Dich als „geistige Mutter“ sahen obwohl Du noch so jung warst.
C.v.S: Ja das stimmt, es entstand so meine „famiglia“ die gemeinsam mit mir den Glauben gelebt haben. Wir unterstützten und bestärkten uns gegenseitig.

Sch.: Aber Du warst ja nicht nur in der tätigen Nächstenliebe engagiert, Du hast Dich ja auch in kirchlichen und politischen Fragen öffentlich zu Wort gemeldet, das war doch sicher zu Deiner Zeit recht ungewöhnlich.
C.v.S.: Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob das für eine Frau erlaubt ist. Ich wollte das Auge des Herzens auf Gott gerichtet halten, etwas zum Guten bewegen und die Kriege und die Kirchenspaltung beenden, da konnte ich nicht schweigen. Denn wer Christus wirklich liebt, muss ein Segen für seine Mitmenschen sein und mit Güte kämpfen und nicht mit Waffen. Deshalb habe ich mich zu Wort gemeldet.

Sch: Wenn ich Deine Briefe an den Papst, die Bischöfe und Kleriker lese, denke ich, dass Du heute damit genauso anecken würdest wie damals. Ich würde mich nicht trauen so zu schreiben.
C.v.S: Meine Berufung war es - denke ich - der Kirche und ihren Amtsträger immer wieder vor Augen zu halten, wie Christus sich seine Kirche wünschen würde und Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen. Deshalb habe ich den Papst einen ängstlichen Säugling genannt und ihn aufgefordert endlich ein Mann zu sein und seiner Leitungsaufgabe gerecht zu werden. Nur er konnte den Garten der Kirche ausmisten und die Kleriker, die stinkende Blumen waren, voll Geilheit und Stolz, ausrotten und neue duftende Blumen einpflanzen. Denn zu meiner Zeit waren die kirchlichen Würdenträger mit ihrem Pomp, ihrem Wohlleben und ihren Eitelkeiten total unglaubwürdig. Sie hätten ein Vorbild an gelebter Armut und an Güte sein sollen, aber sie waren genau das Gegenteil, habgierig, geizig und prunksüchtig, keine Säulen der Kirche sondern Strohhalme.

Sch: Ich finde Deinen Mut beeindruckend, die Dinge so klar beim Namen nennen. Ich glaube, dass das nur möglich ist, wenn man so wie Du von der Liebe Gottes durchdrungen ist. Du schreibst ja deiner „famiglia“ mal, dass es so der Seele ergeht, die in den Glutofen der Liebe Gottes eintritt, sie wird die Funken, die sie im Feuer empfing, weiterverbreiten.                   
Wir haben im Frauenbund ja Deinen Namenstag zum Tag der Diakonin erklärt – ich glaube es gibt keine Frau, die dafür besser geeigneter wäre als Du.

Autor: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes
21.04.2018
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