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FRAUENPORTRAIT – SELBST.BEWUSST.OFFEN

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Was bewegte Sie zu einer Veränderung in Ihrem Leben/zu einem besonderen Schritt?
Auf einer sehr schönen Reise in Brasilien habe ich meinen späteren Ehemann kennengelernt. Die Folge war mein Umzug nach Deutschland, einem Land mit anderem Klima, anderen Lebensverhältnissen und anderen Ansprüchen an die Bürger. Obwohl ich ganz herzlich von meinen Nachbarn und der Familie meines Mannes aufgenommen worden, hatte ich großes Heimweh. Das hat sich bis heute kaum verändert, ein Teil von mir blieb in Brasilien.

Welche Schwierigkeiten mussten Sie überwinden?
Ich fühlte mich wie ein Neugeborenes, ohne die Sprache zu verstehen und die Traditionen und Eigenheiten meiner neuen Heimat zu kennen. Ich kam aus einer wohlhabenden Familie mit Hausangestellten und hier musste ich den Haushalt selbst machen. Da meine Berufsausbildung in Deutschland nicht anerkannt wurde, entfiel der Weg zur Selbstverwirklichung in diesem Bereich. Ich habe viele kleine Jobs gemacht um auch unter Menschen zu sein und diese ermöglichten mir immer wieder für Monate nach Brasilien zu reisen.
Nach den Jahren des Eingewöhnens fehlte mir eine sinnvolle Aufgabe. Es musste außer in der Familie und des Freundeskreises noch eine andere Welt geben.

Was hat Sie vorwärts gebracht? Wer hat Sie unterstützt?
Da ich meinen beiden Ländern sehr verbunden war, bedeutete die Gründung eines Tagesheims für bedürftige Kinder durch meine Mutter, in Lajedão – Brasilien, in meinem Leben einen Wendepunkt. Ich konnte durch meinen Einsatz in Deutschland dieses Projekt unterstützen und begleiten. Der Eine Welt Förderkreis Windach e.V., der mit mir das Projekt unterstützte, ermöglichte diese großartige Zeit meines Lebens. Dieses Projekt in Schulen, auf Märkte und kirchlichen Veranstaltungen zu repräsentieren bereicherte mich durch viele Erfahrungen. Diese Aufgabe hat mir Selbstvertrauen gegeben und mir viele Kontakte gebracht.
Ich hatte das Glück in ein Dorf zu kommen in dem das Vereinsleben sehr aktiv ist. Das war für mich ein guter Weg zur Integration. Der KDFB ist auch ein Ort an dem ich mein soziales Engagement und meinen Glauben einbringen konnte.
Privat, war der Höhepunkt die Geburt meines Sohnes. Meine Familie ist meine Basis. Ich bin sehr dankbar, dass sie hinter mir steht. Eine andere Säule meiner Selbstfindung waren in den letzten Jahren die Fernreisen mit meinem Mann.Vor allem das Kennenlernen der Menschen, speziell in Asien, und deren prekären Lebenssituationen öffnete meine Wahrnehmung der Menschen. 

Wie hat Sie Ihr Entschluss verändert/bereichert?
Unser Kind in zwei Ländern aufwachsen zu ermöglichen, ihm die Chance zu geben sich das Beste aus zwei Welten anzueignen, ist mein größter Stolz. Seit zwei Jahre kümmere ich mich um Flüchtlinge. Dieses Mal ist meine Hilfe nicht auf Sammeln von Spenden gerichtet, sondern das Geben von Zeit. Einen Aspekt, den ich davor kaum kannte, ist der persönliche Kontakt zu den „Schützlingen“. In meiner jetzigen Rolle als Helferin bin ich ein Ansprechpartner für ihre täglichen Probleme.  Diese Beschäftigung ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ein unvergesslicher Tag ist mein letzter Geburtstag an den die Aufnahmen für „Open your Heart“- der Film zur KDFB - Aktion „Herz zeigen“ gemacht worden ist. Wir waren eine einzige, große Gemeinschaft.

Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=UREd50pEACs&feature=youtu.be

 

Autor: Margit Uhr, KDFB-Bildungsreferentin
21.06.2017
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Célia Cardoso-Niedermeier nach der Osternacht mit Kibrom Waldemariam und Yebrah Ammanuel aus Eritrea, die sie zum Osterfrühstück eingeladen hatte. Foto: Klaus Cardoso Niedermeier