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„Freiheit eines Christenmenschen“

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„Freiheit eines Christenmenschen“ - insbesondere Luthers Freiheitsschrift inspirierte Frauen wie Männer, von ihrer christlichen Freiheit Gebrauch zu machen und sie umzusetzen – am Ende mehr, als es Luther lieb war. Zentrale reformatorische Grundüberzeugungen, wie das in der Taufe begründeten Priestertum aller Glaubenden und die Berufung auf die Heilige Schrift  ermutigte Frauen und Laien, sich in die theologischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit einzumischen. Als Mittel zur Verbreitung ihrer Ansichten nutzten sie das moderne Medium der Flugschrift, die zwischen 1521 und 1525 einen Höhepunkt erlebte. Wer nicht lesen konnte, dem wurde der Inhalt auf dem Markt, im Wirtshaus oder von der Kanzel vorgelesen. Gerade in der Anfangszeit der Reformation beteiligten sich viele Laien – Frauen und Männer öffentlich mit ihren eigenen Gedanken an den theologischen und religiösen Auseinandersetzungen.

Mit der Reformation wurden die Ehe und die in der Ehe gelebte Sexualität aufgewertet, sowie die Priesterehe legalisiert. Das protestantische Modell des Pfarrhauses und das für Frauen favorisierte Rollenmodell als Haus- und Ehefrau waren lange Zeit prägend. Für Frauen war dieses neue Ideal ambivalent, zum einen wurde die Ehe sehr hochgeschätzt, zum anderen ging auch das reformatorische Eheverständnis von einer Unterordnung der Frau unter den Mann aus. Auch die Abwertung des Lebens in klösterlichen Gemeinschaften hatte zwei Seiten: Einerseits konnten Frauen die gezwungenermaßen im Kloster waren, austreten. Andererseits wurden Frauen durch Zwangsauflösungen ihrer Klöster, alternative Möglichkeiten zur Ehe, weiterreichende Bildungs- und Wirkmöglichkeiten - bis hin zu kirchlichen Leitungsämtern als Priorinnen und Äbtissinnen - und eine gesicherte Existenz als unverheiratete Frauen geraubt. So wehrte sich z.B. Caritas Pirckheimer mit ihren Nonnen in Nürnberg vehement gegen die vom Stadtrat beschlossene Auflösung ihres Klosters.

Wichtig für Frauen war aber vor allem das veränderte Denken, das allerdings nur langsam auch zu einer veränderten Wirklichkeit in der Kirche und Gesellschaft führte.

 

Autor: Dr. Ursula Schell, KDFB Geistliche Begleiterin
10.10.2017
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