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KDFB Frauentag in Schwabmünchen begeistert über 300 Frauen

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Bis auf den letzten Platz war die Stadthalle in Schwabmünchen besetzt. In ihrer Begrüßung freute sich Diözesanvorsitzende Ulrike Stowasser sehr über die vielen Teilnehmerinnen, darunter auch KDFB Mitglied MdL Simone Strohmayr. Sie nutzte die Gelegenheit, die Verleihung des Aggiornamento-Preises der deutschen Katholikentage für das Projekt „Herz zeigen“ bekannt zu geben und allen engagierten Frauen herzlich für ihre großartige Arbeit zu danken. Marianne Bäumler, Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, nannte in ihrem Grußwort das Projekt des Diözesanverbandes einen „unbezahlbaren Beitrag zur Wertschätzung und Achtung für geflüchtete Menschen“ in unserer Gesellschaft. Sie ermutigte die Frauen, weiterhin mit lauter Stimme für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen bleibt das Ziel des Katholischen Frauenbundes, und dafür macht sich der Verband stark: „An uns kommt keiner so leicht vorbei!“, so Marianne Bäumler.

Domkapitular Dr. Wolfgang Hacker dankte den Frauen für ihre vielfältige und kompetente Hilfe in den Pfarreien vor Ort und nannte sie eine unschätzbare Säule der Gemeindearbeit. Dass der KDFB mit seinen Themen immer am Zahn der Zeit ist, sehe man auch am Motto des Frauentages „Glaube verbindet Kulturen“. Denn Glaube solle nicht trennen, sondern die Menschen in dieser einen Welt verbinden. Der Schwabegger Gemeindechor „Mosaik“ begeisterte die Besucherinnen mit seiner schwungvollen Darbietung moderner geistlicher Lieder und lud zum Mitsingen ein.  

Dann war es soweit und mit großem Stolz begrüßte Ulrike Stowasser die prominente Gastrednerin Prof. Margot Käßmann. Diese beeindruckte die Anwesenden mit ihrer Ausdruckskraft und Präsenz. „Christliche Verantwortung statt Ja und Amen“ lautete der Titel ihres Vortrages, doch an ihr Manuskript hielt sich Prof Käßmann selten. So wurde der Vortrag eine tiefgründige, sehr lebendige und auch provokative Tour d´Horizon durch die verschiedenen Ebenen des christlichen Glaubens und der Verantwortung von Christen in der Welt.

Christen sind dazu aufgerufen, die Welt zu verbessern, so die Rednerin. Eines jeden Menschen Lebenszeit ist begrenzt und so mahnt der christliche Glaube an ein Leben in Würde, Sinnhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein, aber auch in Freude. Biblische Texte dürfen nicht abstrakt bleiben, sondern müssen etwas mit dem Leben zu tun haben. Dafür zitierte Margot Käßmann Bischof von Galen und Martin Luther King. Ersterer hat standhaft gegen das nationalsozialistische Regime gepredigt und mit den Worten der Bibel die Unmenschlichkeit und Menschenverachtung des Regimes kritisiert. King ließ sich nach dem grausamen Anschlag auf eine Sonntagsschule im Jahre 1963 nicht dazu herab, die Attentäter zu verurteilen, sondern mahnte an das Gebot der Feindesliebe, wie es Jesus Christus aufgetragen hat. „Sicherlich die größte Herausforderung, die uns Jesus gegeben hat“, so Margot Käßmann.

Jesus hat mit vielen seiner Taten klargemacht, wo Gott wirklich unter den Menschen ist: Dort, wo Kranken geholfen wird, wo Ausgegrenzte Beachtung finden, wo Entmutigten Hoffnung geschenkt wird. Diese biblischen Worte sind die Grundlage für das christliche Engagement in der Gesellschaft und fordern dazu auf, dass sich jede/r gemäß seinen Gaben und Talenten in die Gemeinschaft einbringen soll.

Margot Käßmann ermutigt alle Christ/-innen, nicht nachzulassen und Veränderungen anzugehen: „Doch, wir können was tun, lasst euch nicht entmutigen.“ Die Worte der Bibel bestärken sie darin: Christsein hat auch eine politische Dimension. Als Beispiel führt sie die Flüchtlingsstrom 2015 an. Dieser wäre ohne die große Unterstützung und Hilfe der christlichen Kirchen in Deutschland nicht machbar gewesen. Demnach sei es auch richtig, wenn die Kirchen deutsche Rüstungsexporte kritisieren: „Wir Christen glauben, dass es andere Konfliktlösungen gibt als Bombendrohungen“, erläuterte die Theologin und verwies auf das Jesuswort „Liebet eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen“. Käßmann forderte dazu auf, Verantwortung für eine friedfertige Welt zu übernehmen und sich nicht der Ohnmacht hinzugeben: „Jeder kann kleine Schritte tun und viele kleine Schritte verändern die Welt“. Jede Einzelne ist aufgerufen, ihr Gewissen an der Bibel zu schärfen, Missstände anzusprechen, Verantwortung zu übernehmen und zum gesellschaftlichen Frieden beizutragen. Und somit nicht zu allem „Ja und Amen“ zu sagen, sondern als konstruktive, fröhliche und hoffnungsfrohe Weltverbesserin zu wirken.

In der anschließenden Diskussion verdeutlichte Käßmann, wie wichtig das gemeinsame Gebet im täglichen Glauben ist. Denn jeder Mensch muss verstehen, dass er selber Kirche ist, und im Gebet spüren, dass er nicht alleine ist. Auch in Bezug auf die Erziehungsarbeit sei es wichtig, Glaube nicht außen vor zu lassen. Als ordinierte Pfarrerin ist Käßmann für viele Katholikinnen ein Hoffnungsschimmer für eine gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen in der katholischen Kirche.

Im Anschluss stand Margot Käßmann noch kurz zum Signieren ihres neuen Buches „Mehr als Ja und Amen“ zur Verfügung. Im Vorfeld hatte sie sich am Stand des Schwabmünchener Frauenprojektes „Fairbag“ über deren Arbeit informiert und sehr erfreut eine der schönen Taschen entgegengenommen.

Das Leitthema des Frauentages - das Kennenlernen der verschiedenen christlichen Kulturen - wurde mit afrikanischer Musik des Vater-Sohn-Duos Joao und Markus Dontana eingeleitet. Das Angebot der 17 verschiedenen Workshops am Nachmittag spannte einen weiten Bogen: Vom Trommel-Workshop, kreativem Gestalten mit Farben, über ZEN-Meditation, Kräuterkunde und jahreszeitliche Räucherungen ging es hin zu verschiedenen Vorträgen über christliches Brauchtum z. B. in Togo oder „typisch“ katholische Rituale.

Die Teilnehmerinnen des Workshops „Getanzte Liturgie“ beeindruckten in der gemeinsamen Wortgottesfeier zum Abschluss des Frauentages mit getanzten Halleluja-Rufen vor dem Evangelium.

Dr. Ursula Schell, geistliche Begleiterin des KDFB in der Diözese Augsburg gestaltete diese Feier zusammen mit der evangelischen Theologin Dr. Elisabeth Naurath (Uni Augsburg) unter Mitwirkung von Christinnen aus aller Welt. In ihrer Ansprache verglich Dr. Ursula Schell Gott mit einem großen Mosaik, zu dem jedes Individuum, jede Kultur und jedes Land seinen Teil beiträgt. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Schwabmünchner Frauenchor „SingGoldies“ unter der Leitung von Ingrid Jürges feierlich und mitreißend untermalt. Zum Abschluss dankte KDFB Diözesanvorsitzende Monika Knauer allen Mitwirkenden des Frauentags 2018 für Ihr großes Engagement.

Einen tollen Film mit vielen Eindrücken vom Frauentag finden Sie hier

29.04.2018
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