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Misereor-Eröffnung in Nördlingen

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Die Option für die Armen als „spirituelle Bombe“
Diözesane Eröffnung der Fastenaktion in Nördlingen


Eine „spirituelle Bombe“ zündete Bischofsvikar Dr. Bertram Meier in seiner Predigt am gestrigen Sonntag, den 17. März 2019 in der vollbesetzten Nördlinger St. Salvatorkirche. Er verglich die „Option für die Armen“,  die über die Kirche Lateinamerikas weltweit in die Lehre der katholischen Kirche Eingang fand mit diesem „explosiven“ Bild. Anlass für die Predigt war die diözesane Eröffnung der Misereor-Fastenaktion 2019, zu der in diesem Jahr Gäste aus nah und fern nach Nördlingen gekommen waren.

Die weiteste Anreise hatte dabei Ingrid Marisol Ganuza Ayala aus San Salvador in Mittelamerika. Sie ist einer von acht Gästen aus El Salvador. Auf Einladung von Misereor in Aachen sind sie zwischen dem ersten und fünften Fastensonntag in Deutschland unterwegs, um über ihre Projekte zu berichten, die zum Teil schon seit vielen Jahren von Misereor unterstützt werden.

Seit mehr als 25 Jahren veranstalten die katholischen Verbände in der Diözese Augsburg zusammen mit der Abteilung Weltkirche einen Aktionstag in jeweils einem anderen Dekanat der großen Flächendiözese. Die Federführung für das Eine-Welt-Projekt lag in diesem Jahr beim Deutschen Katholischen Frauenbund, vertreten durch die Diözesanvorsitzenden Mechthilde Lagleder und Ulrike Stowasser und die theologische Referentin Rita Sieber.

Los ging es um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst, dem Seelsorgeamtsleiter Bischofsvikar Dr. Bertram Meier zusammen mit dem Stadtpfarrer Benjamin Beck und weiteren Priestern vorstand. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor von St. Salvator unter der Leitung von Klaus Ortler. 

Bezugnehmend auf das Motto der Fastenaktion „Mach was draus: Sei Zukunft!“ ging Prälat Meier auf das Evangelium des Sonntags von der Verklärung Jesu ein. Die Sehnsucht nach Intimität, nach Innigkeit sei es, auf die sich letztlich alle Sehnsucht des Menschen richte. So gehe es beim Hilfswerk Misereor seit mehr als 60 Jahren des Bestehens nicht um „Almosen“, sondern um die Unterstützung von möglichst ebenbürdigen „Partnern“. Daher sei die „Option für die Armen“, derer sich Misereor von Anfang an verpflichtet hat, eine „spirituelle Bombe“. Gegen die Mächtigen dieser Welt setze sich Misereor mit ihren Partnern mutig ein für Gerechtigkeit und Frieden. Das diesjährige Projekt in San Salvador sei dafür ein aktuelles Beispiel. Gegen die maßlose Gewalt im Land, die vor allem von den berüchtigten Jungendbanden Maras ausgehe, unterstützt Misereor Projekte, in denen die Jugendlichen eine Lebensperspektive erhielten. „Wir dürfen die Menschen nicht aufs Jenseits vertrösten. Gebet und Meditation brauchen Hand und Fuß“, so Meier. „Dank sei Gott, dass es Misereor gibt!“

Mit einem Solidaritätsessen für die zahlreichen Gäste in der Turnhalle der Maria-Stern-Realschule, ging der Eine-Welt-Tag über in ein Forum für Austausch und Information. 22 Gruppen und Organisationen aus dem Gebiet der Diözese Augsburg zeigten an Informationsständen und in Workshops ihren Beitrag zu einer gerechteren und friedlicheren Welt. Nicht nur zum Lesen und Hören gab es viel, sondern auch zum Ausprobieren, wie am Stand der Katholischen Arbeitnehmerbewegung mit dem „Fairen“ Kaffee aus Tanzania. Am Stand der missionierenden Ordensgemeinschaften gab es internationale Präsenz, unter anderem von den Franziskanerinnen von Maria Stern aus Brasilien.

In einem Podiumsgespräch, das Mathilde Lagleder und Anton Stegmair moderierten, erfuhren die Zuhörer in der Turnhalle nicht nur vieles über das Projekt des Misereor-Gastes, sondern auch etwas von der Motivation des Katholischen Frauenbundes für sein weltkirchliches Engagement. Zur Diskussion eingefunden haben sich Prälat Dr. Bertram Meier als Vertreter der Diözese Augsburg und der Abteilung Weltkirche, Pfarrer Dr. Thomas Schwartz als Präses des Deutschen Katholischen Frauenbundes, Ulrike Stowasser als Diözesanvorsitzende des KDFB, Barbara Schmidt von Misereor in Bayern und Realschuldirektor i. K. Thomas Möckel, dem Hausherrn der Veranstaltung.

Zum Abschluss des bunten Eine-Welt-Tages luden die Organisatoren um 16 Uhr zu einer ökumenischen Andacht in die evangelische St. Georgskirche ein. Für die evangelische Pfarrerin aus Nähermemmingen, Senta-Viktoria Burger, war es eine Selbstverständlichkeit einen Beitrag zum Misereor-Aktionstag zu leisten, arbeite doch Misereor von Anfang an mit dem evangelischen Schwesterhilfswerk „Brot für die Welt“ eng zusammen.

Die Kollekte für Misereor wird in allen katholischen Pfarreien am 5. Fastensonntag, dem 7. April 2019 erbeten. Direktspenden können auf das Konto von Misereor überwiesen werden: siehe: www.misereor.de

Weitere Informationen
Frau Ingrid Marisol Ganuza Ayala wurde 1992 in San Salvador, El Salvador geboren. Sie stammt aus einem Viertel in der Hauptstadt, das als Hochburg der berüchtigten Jugendbande „Mara 18“ gilt. Von klein auf wuchs sie mit dem Anblick von Toten auf. Spielen auf der Stra-ße war tabu, weil es jederzeit zu Schießereien kommen konnte.

In ihrem Viertel gab es für Jugendliche kaum Freizeitmöglichkeiten. Sonntags nahm ihre Großmutter sie mit in die Kirche, wo sie der Jugendgruppe beitrat. Dort gefiel es Ingrid Ganuza wegen des Zusammenhalts und der abwechslungsreichen Aktivitäten sehr gut. Sie schloss die neunte Klasse ab, aber einen weiteren Schulbesuch konnten ihre Eltern nicht fi-nanzieren. Die Schule lag drei Kilometer entfernt. Doch weil jeden Kilometer eine andere Bande über das Territorium herrscht, hätte sie nicht zu Fuß gehen können, sondern den Bus nehmen müssen, der eine längere, aber sicherere Strecke fährt. Aber die Fahrt kostete täglich 0,50 Cent. Der Pfarrer besorgte ihr ein Teil-Stipendium und sie machte das Abitur.

Ein Studium – von dem sie träumte – war finanziell unmöglich. Sie fand einen Job als Sekre-tärin, war aber unglücklich. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr sie von dem Projekt der Caritas San Salvador und hat 2012 im ersten Jahrgang an „Mein Lebensplan“ teilgenommen. Die spieleri-sche Methode der Selbsterkenntnis und die vielen praktischen Tipps gefielen ihr besonders. Dank der guten Vorbereitung durch das Projekt schaffte sie es, ein Stipendium für das er-träumte Studium zu bekommen. Sie ist die erste in der Familie, die studiert. Neben ihrem Stu-dium der Psychologie arbeitet sie heute für  „Mein Lebensplan“.   

Aus ihrer eigenen Erfahrung heraus ist sie für die Arbeit mit Jugendlichen, die kaum gesell-schaftliche Fürsorge erhalten und oft alleine wegen ihres Alters unter Generalverdacht stehen, motiviert. So wie auch sie begleitet wurde, möchte sie erleben, dass sich die Jugendlichen un-terstützt und in den Wünschen für ihre Zukunft geleitet fühlen.

 

Autor: Antoon Stegmair, Abeilung Weltkirche
20.03.2019
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