"solidarisch" - Impuls für die 5. Fastenwoche

Gedanken für die Woche

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Wort „solidarisch“ allgegenwärtig geworden, sodass manche der häufigen Verwendung schon müde geworden sind. Dabei ist das Konzept der Solidarität sehr zentral im Christentum und spielt auch heute noch eine bedeutende Rolle in der gelebten Praxis vieler gläubiger Menschen.

Das Wort „solidarisch“ wird gewöhnlich auf das französische „solidarité“ zurückgeführt und bedeutet so viel wie „gemeinsam verantwortlich sein“ oder „miteinander eng verbunden sein“. Es drückt die Idee aus, dass wir uns gegenseitig unterstützen und füreinander einstehen sollten, insbesondere für diejenigen in unserer Gesellschaft, die als Minderheiten oder Randgruppen tagtäglich Benachteiligung erfahren müssen.

In der Apostelgeschichte lesen wir, dass die Menge der Gläubigen „ein Herz und eine Seele waren“ und alles miteinander teilten, was sie hatten (Vgl. Apg, 4,32). Mir kommt dabei immer das berühmte „Drei-Hasen-Fenster“ in den Sinn. Es handelt sich um ein Kunstwerk, das an der Nordseite des Paderborner Dom zu finden ist. Das Besondere daran lässt sich an diesem berühmten Spruch ausmachen: „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“ Das Motiv zeigt drei springende Hasen, die kreisförmig angeordnet sind. Das Besondere daran sind allerdings die Ohren, die hier ganz im Zentrum der Darstellung stehen: Jeder Hase teilt sich nämlich seine beiden Ohren mit dem linken und dem rechten Nachbarn. Obwohl faktisch insgesamt nur drei Ohren vorhanden sind, erscheint es bei der Betrachtung des Fensters so, als hätten alle Hasen jeweils zwei Ohren. Als ein mögliches Symbol für Solidarität dienen die drei Hasen als Beispiel dafür, wie Ungleichheiten, Mängel und Bedürfnisse des Einzelnen durch Teilen und Allianzen im Ganzen aufgehoben werden können.

Impuls für den Alltag

Hören Sie in dieser Fastenwoche ganz achtsam hin: Was denken Sie, wer gerade besonders wenig Gehör erfährt? Wem möchten Sie in dieser Woche Ihr „Hasen-Ohr“ anbieten?

Impuls von Alena Bischoff – Wissenschaftliche Mitarbeiterin - Katholische Fakultät der Universität Augsburg