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Familiengrab als Kern der Heimat!?

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Die Reihe „Der KDFB im Gespräch über Fremdsein und Dazugehören“ ging am 02.04.2017 in der Rennbahn Neuburg in die zweite Runde. Die Moderatorin Diana Strassburg (RadioIn) empfing eine vielseitig besetzte Expertenrunde. Darin, dass wir alle irgendwie fremd sind und mit Menschlichkeit und Respekt empfangen werden wollen, waren sich Pfarrer Herbert Kohler, Pfarrerin Anne Stempel-de Fallois und Nicole Schorer vom Verein „Asylsuchende sind Mitbürger“ einig. Dazu gehöre auch, Menschen in Not mit offenen Armen zu empfangen. Essahn Abassy, Flüchtling aus Afghanistan berichtete über seine Flucht vor sechs Jahren und seine anfänglichen Probleme mit der Sprache und unserer oft lauten, aber gemütlichen Kultur. Trotz intensiver Integrationsbemühungen und ehrenamtlichem Engagement hat er bis heute noch keine Arbeitserlaubnis erhalten. Stadtheimatpfleger Roland Thiele berichtete von seinen Erfahrungen mit Vertriebenen: 4 Familien wurden damals in eine 6 Zimmerwohnung zwangseingewiesen, jeder war verpflichtet, vorhandenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Thiele betonte auch, dass wir für unsere gesellschaftliche Weiterentwicklung „Fremde“ brauchen. Ein Anteil von 10% Ausländeranteil könne gut in die Gesellschaft integriert werden, so Stempel-de Fallois. „Noppo“ Heine, dessen ursprüngliche Wurzeln in Traunstein liegen und bis nach Griechenland zurückreichen, führt im Auftrag des Landratsamtes theaterpädaogische Projekte zur Integration durch. Ihm fällt dabei auf, dass normale menschliche Probleme viel mehr im Vordergrund stehen als ethnische Unterschiede. Die ganze Welt spricht eine ähnliche Körpersprache. „Auch ich habe ein Stück Heimat verloren“. berichtete eine Ammerfelderin aus dem Publikum, die es sehr viel Mut gekostet hat, zur Veranstaltung zu kommen. Sie fühlt sich von den Behörden mit ihren Sorgen und Nöten im Stich gelassen. Rücksichtnahme und Anpassung auch von Seiten der Flüchtlinge ist wesentliche Voraussetzung für gelingende Integration. Dies wurde auch im Statement von Johann Slezak, der vor über 70 Jahren aus dem Sudentenland vertrieben wurde deutlich. Die Willkommenskultur war stark unterkühlt, da es auch den Deutschen sehr schlecht ging. Slezak fühlt sich in Deutschland zu Hause, obwohl er dort kein Familiengrab besitzt. Dies liegt unter anderem auch daran, dass er das zerstörte Land wieder mit aufgebaut hat und er sich angenommen fühlt.

 

Autor: Kerstin Mayer, KDFB-Bildungsreferentin
03.04.2017
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Dank an Anne Stempel-de Fallois


Dank an die Moderatorin Diana Strassburg


Gesprächsteilnehmer mit Bildungsreferentinnen und KDFB-Vorsitzende Mechthilde Lagleder


Gebetsfahnen des KDFB-Landesverbandes