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Fest Mariä Aufnahme in den Himmel

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Es ist ein schöner alter Brauch, dass zum Fest Mariä Himmelfahrt Kräuterbuschen angefertigt werden, die dann in der Kirche gesegnet werden und dann das Jahr über in den Häusern und Wohnungen, meistens im Herrgottswinkel, aufbewahrt werden. Schon seit vielen Jahren, sogar Jahrzehnten, nehmen sich Frauen aus vielen Zweigvereinen unseres Diözesanverbandes dieses alten Brauches an. Sie sammeln schon Tage vorher wohlriechende Kräuter und Blumen und binden daraus die begehrten Kräuterbuschen, die nach der Segnung am so genannten „Großen Frauentag“ an die Gottesdienstbesucher verteilt, oder für einen guten Zweck, verkauft werden.

Die Buschen sollten eine magische Anzahl an Kräutersorten besitzen, also aus 9, 12, 15 oder 19 Kräutern bestehen. Als die sieben "Hauptkräuter" eines Kräuterbuschen zählen Wermut, Kamille, Johanneskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich und Arnika. Manchmal werden noch Getreide, Ringelblumen und Majoran mit hineingebunden.
Die Kräuterbuschen werden dann am 15. August von den Frauen zur Kirche getragen, dort werden sie im Laufe des Festgottesdienstes vom Pfarrer geweiht. Die Segensworte bei der Kräuterweihe lauten in etwa wie folgt:

"Lasset uns beten. Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben und sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir dir für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude. Segne diese Kräuter und Blumen. Sie erinnern uns an deine Herrlichkeit und an den Reichtum deines Lebens. Schenke uns auf die Fürsprache Mariens dein Heil. Laß uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir gelangen und dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung, die dich preist durch deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen."

Der Dank und die Bewunderung für die Schöpfung Gottes und das Erbitten der Fürsprache Mariens stehen also im Vordergrund. Anschließend nimmt man seine Sträuße wieder mit nach Hause und hängt sie zum Trocknen mit den Blüten nach unten im Haus auf. Der übliche Platz zur Aufbewahrung des Kräuterbuschen war früher der Herrgottswinkel. Nachdem heute die Kruzifixe seltener in der Ecke eines Zimmers hängen, sondern meist an der flachen Wand im Essbereich, sind dort in der Nähe heute auch Buschen zu finden.
Vielen Menschen war die Heilkraft bestimmter Kräuter bekannt, so wurde sie auch gerne genutzt. Unter dem Dachboden aufgehängt, sollen die Kräuter vor Blitzschlag schützen, unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der Tiere. Für die Menschen wurden sie gesammelt und getrocknet, um dann zu Tee oder anderen Essenzen mit heilender Wirkung verarbeitet zu werden.

Dass die Kräuterweihe auf den Marienfeiertag im August gelegt wurde, hat wohl mit der Reife der Kräuter und des Getreides genau zu dieser Zeit zu tun. Ein zweiter Grund dafür, dass die Kräuterweihe und der Marienfeiertag gemeinsam begangen werden, hat damit zu tun, dass Maria schon in altchristlichen Gebeten als "Blume des Feldes und Lilie der Täler" bezeichnet wird. Eine Legende, die Maria und die Kräuter verbindet, besagt, dass "wundersamer Kräuterduft" das Grab Mariens erfüllt haben soll.

Das Fest Mariä Aufnahme in den Himmel geht auf ein Marienfest zurück, das Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte. Dieses Fest legte er auf den 15. August. Mit der Nachfeier dieses Festes endet in den Ostkirchen das Kirchenjahr, das am 1. September mit der Vorfeier der Geburt der Gottesgebärerin (8. September) beginnt.

Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist seit dem 6. Jahrhundert bezeugt und wurde 1950 von Papst Pius XII zum Dogma erhoben. In die Lauretanische Litanei wurde die Anrufung „du Königin, in den Himmel aufgenommen“ eingefügt. Das von Papst Pius XII. im Jahr 1954 eingeführte Fest Maria Königin wurde 1969 auf den 22. August, den Oktavtag des Maria-Himmelfahrt-Fests, verlegt.

Über die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel wird zwar nicht in den kanonischen Schriften berichtet, jedoch werden einige Schriftstellen als Hinweise darauf gedeutet. In apokryphen Evangelien wird dagegen ausführlich darüber berichtet.
Auch wenn umgangssprachlich im Deutschen der Ausdruck Mariä Himmelfahrt geläufig ist, ist das Festgeheimnis der Aufnahme Mariens in den Himmel von dem der Himmelfahrt Christi zu unterscheiden. In vielen Sprachen werden daher zwei verschiedene Bezeichnungen benutzt.

Autor: Rita Sieber, Referentin für Theologie und Spiritualität
15.08.2017
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