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Frauenportrait - selbst.bewusst.offen

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U: Hallo Maria, es freut mich, Dich zu Deine Festtag am 22.7. interviewen zu können. Denn ich finde, dass Du zu unserem Schwerpunktthema Selbst.bewusst.offen sehr gut passt. Wie kam es dazu, dass Du Jesus kennengelernt hast und  ihm nachgefolgt bist?

M: Ich stamme aus Magdala, dem heutigen Migdal am See Genezareth. Jesus war ja häufig in Galiläa  und am See Genezareth unterwegs und so habe ich ihn kennengelernt. Ich war damals eine reiche Geschäftsfrau. Magdala lag an einer wichtigen Römerstraße mit wichtigem Hafen, für Geschäfte der ideale Ort. Doch ich war psychisch krank. Im Rückblick denke ich, dass ich nicht glücklich war, weil mir der Lebenssinn fehlte. Das änderte sich schlagartig als ich Jesus kennenlernte, ich wurde geheilt und ging als Jüngerin mit ihm mit.

U: Ist es Dir nicht schwer gefallen alles hinter Dir zu lassen?

M: Nein, plötzlich hatte alles einen Sinn und ich konnte die Jesusbewegung mit meinem Vermögen  und meinen Fähigkeiten unterstützen und sie endlich für etwas wirklich Wichtiges einsetzen. Die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes, die alle Menschen, Frauen und Männer, Arme und Reiche, Sklaven und Freie ruft und sie einlädt am Reich Gottes mitzubauen, die hat mich begeistert.

U: Ich stelle es mir schön vor, Jesus so nah zu sein.

M: Ja ich war von Galiläa an immer dabei, habe erlebt wie Jesus mit Menschen umging, habe immer mehr von der Botschaft gehört, sie immer besser verstanden und bin immer mehr in diese Haltung der Liebe hineingewachsen und habe Jesu bis nach Jerusalem begleitet. Doch dort wurde er angefeindet und ans Kreuz geschlagen, das war der Tiefpunkt in meinem Leben, denn ich habe ihn geliebt wie niemand und nichts sonst auf der Welt.

U: Das kann ich gut nachempfinden, das muss furchtbar gewesen sein. Mich hat immer beeindruckt, dass Du und die anderen Frauen trotzdem geblieben und nicht wie die Männer aus Angst abgehauen seid.  Wie kam es, dass Du so eine wichtige Frau in der frühen Kirche geworden bist?

M: Ich wollte Jesus wenigstens die letzte Ehre erweisen und ihn noch salben und ging so am Morgen des dritten Tages zum Grab. Da machte ich eine ganz besondere Erfahrung, ich begegnete Jesus Christus als dem Auferstandenen. Ich erkannte ihn aber erst als er meinen Namen sagte, denn niemand hat meinen Namen sonst so liebevoll ausgesprochen. Er hat mir dann den Auftrag gegeben die frohe Botschaft, dass er lebt und bei uns auf neue Weise anwesend ist, den anderen Apostel zu sagen. So bin ich zur Apostelin der Apostel geworden.

U: Das hat aber nicht lange angehalten, schnell wurde Dein Bild verzerrt und mit der namenlosen Sünderin, der Ehebrecherin und einer Hure vermischt – das finde ich richtig ärgerlich, so wurdest Du als Apostelin nicht ernst genommen und unkenntlich. Erst in den letzten Jahrzehnten haben Theologinnen Dein Bild wieder vom Ballast befreit und das richtige Bild freigelegt.
Es ist schön dass der Papst jetzt Dein Fest mit genau dieser Begründung, dass Du Apostelin der Apostel warst und Jesus besonders geliebt hast,  aufgewertet hat und vom Gedenktag zum Apostelfest erhoben hat.

M: Für Euch ist das schön, denn es tut Euch Frauen gut, dass eine Frau endlich wahrgenommen und gesehen wird.  Mir selbst war meine Stellung nie so wichtig, ich wollte immer nur, dass die Botschaft der Liebe, die Jesus uns geschenkt hatte, unverfälscht weitergegeben wird, da habe ich mich dann auch mal mit den anderen Aposteln angelegt, wenn es ihnen mehr um Macht und Rangordnungen ging als um diese Botschaft der Liebe. Aber meistens haben wir ja gemeinsam versucht anderen dieses Evangelium zu verkünden. Ich finde es übrigens schön Euer Schwerpunktthema selbst.bewusst.offen.

Autor: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes
20.07.2017
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