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Frauenportraitreihe: Wir bewegen Politik!

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Dr. Martina Heitkötter arbeitet seit über 15 Jahren am Deutschen Jugendinstitut in München als wissenschaftliche Referentin. In ihrer Fachgruppe beschäftigt sie sich mit Fragen rund um veränderte Familienformen, die Bedeutung von Partnerschaftsqualität für Familien und ist verantwortlich für das Projekt der „atmenden Lebensläufe“ (siehe Engagiert Juli 2019).

Und wie ist Ihr privates Verhältnis zum Thema „Familie“?

Gut! Ich bin Mutter eines fast 10-jährigen Sohnes und lebe zusammen mit meiner Familie in der Nähe von Aichach in einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, sozusagen einer wahlverwandtschaftlich erweiterten Großfamilie mit rund 40 Erwachsenen und knapp 20 Kindern.

Mit dem Thema „alternative Wohnformen“ beschäftigen Sie sich jetzt auch wissenschaftlich?

Ja, das stimmt. Eigene Erfahrungen oder Beobachtungen können Forschungsfragen aufwerfen. Erweiterte Familienformen in gemeinschaftlichen Wohnformen, die damit verbundenen Unterstützungsnetzwerke z. B. für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist familienwissenschaftlich Neuland – wie übrigens die Forschungen über das Zusammenleben in Mehrgenerationen-Projekten. Das damit verbundene Potential ist familienpolitisch noch wenig auf dem Schirm, außer aus der Perspektive von Senioren*innen.

Welche Projekte im Hinblick auf Wohnformen wollen Sie in Zukunft anstoßen?

Eines habe ich bereits angestoßen: Aktuell läuft in unsere Fachgruppe ein spannendes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema „Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen“ (FageWo), das wir zusammen mit den Architekten an der Hochschule Karlsruhe durchführen. Damit ist das DJI am Puls der Zeit angesichts der aktuellen Wohnungskrise: Es werden sowohl das Grundbedürfnis „Wohnen“ wissenschaftlich thematisiert als auch innovative Formen gemeinschaftlichen Wohnens fokussiert. Uns geht es darum, einen lebenslauforientierten Blick einzunehmen. Denn Familien durchlaufen unterschiedliche Phasen, mit jeweils neuen Anforderungen – und mit all diesen Veränderungen gehen auch veränderte soziale und räumliche Bedürfnisse einher. Wer noch mehr über das Projekt wissen möchte kann hier nachlesen: www.dji.de/fagewo

Was wünschen Sie sich für die Wohnkultur in Deutschland?

In erster Linie geht es mittel- und langfristig darum, sicher zu stellen, dass Wohnraum – auch gerade für Familien – bezahlbar bleibt bzw. wieder bezahlbar wird. Familien brauchen aber auch ein gutes Wohnumfeld, Infrastruktur und wohnortnahe soziale Netzwerke. Familien brauchen „atmende Lebensräume“, die familienbiographische Veränderungen aufgreifen und Kontinuitäten in nahräumlicher sowie sozialer Hinsicht ermöglichen. Diese neuen Wohnformen sind ein Gewinn nicht nur für die Familien selbst, auch Kommunen und ländliche Räume werden davon profitieren. Auch für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung können diese Wohnformen wichtige Impulse setzen, gerade auch in Richtung gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nachhaltigkeit. Es lohnt sich also, da genauer hinzuschauen – wissenschaftliche und auch politisch!

Das Interview führte Maria Hierl, KDFB Bildungsreferentin

 

06.08.2019
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