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Sind nur Vollzeit arbeitende Männer „richtige“ Männer?

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Diözesanvorsitzende Monika Knauer eröffnete das Fachgespräch und ermutigte alle Beteiligten, ihre Sichtweisen und Erfahrungen einzubringen. „Die Lebenssituationen von Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert. Bisher bestehende Lebensmodelle funktionieren meist nicht mehr. Damit der Spagat zwischen Beruf, Karriere und der Fürsorge für die Familie gelingt, muss es ein konsequentes Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geben“, forderte KDFB-Bildungsreferentin Maria Hierl.

Unter der Moderation von Ulrike Ostner (Bayrischer Rundfunk) diskutierten Dr. Martina Heitkötter (Grundsatzreferentin für Familienpolitik und Familienförderung), Beate Oswald-Huber (Gleichstellungsbeauftrage am Landratsamt Aichach-Friedberg) sowie Dr. Simone Strohmayr (Mitglieder des bayrischen Landtages, SPD) und berichteten, wie sie beruflichen und familiären Anforderungen gerecht zu werden

Beate Oswald-Huber war als alleinerziehende Mutter froh, dass ihr die Beschäftigung als Gleichstellungsbeauftragte beim Landratsamt Aichach-Friedberg eine geregelte Arbeitszeit ermöglichte. Sie hat selbst erfahren, wie schwierig die Umstellung von Teilzeit auf Vollzeit ist. Im Landratsamt wurden ihr sehr flexible Arbeitszeitmodelle angeboten, ein eigenes soziales Netzwerk unterstützte bei Engpässen und in den Ferien. Frau Oswald-Huber berichtete, dass im Landratsamt Aichach-Friedberg 70 verschiedene Teilzeitmodelle existierten und Männer fast alle zumindest zwei Monate Elternzeit nähmen. Sie räumte aber auch ein, dass diese Flexibilität im Öffentlichen Dienst einfacher zu handhaben sei. In der Praxis zeige sich, dass vor allem kleinere Betriebe weniger flexibel seien und ihren Mitarbeitern diese Angebote oft nicht unterbreiten könnten.

Dr. Simone Strohmayr, Mitglied des bayerischen Landtages, hat drei Kinder und arbeitet oft mehr als Vollzeit. Termine seien oft schlecht planbar, der Ehemann sei Ansprechpartner für die Kinder und auch die Großeltern unterstützten die Familie, erzählte die SPD-Politikerin. Im Familienministerium arbeite sie darauf hin, dass beide Ehepartner die Arbeitszeit reduzieren können und dadurch eine partnerschaftliche Begleitung der Familienzeit möglich würde.

Ein anderes Vereinbarkeitsmodell stellte die Grundsatzreferentin für Familienpolitik und Familienförderung, Dr. Martina Heitkötter, vor. Sie wohnt in der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Blumenthal, in der Kinder mit vielen Bezugspersonen aufwachsen, und  Familien sich gegenseitig unterstützen und dadurch voneinander profitieren.

Ein wichtiger zu berücksichtigender Faktor bei der „Vereinbarkeit“ ist die Erwirtschaftung einer existenzsichernden Rente. Wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen im Alter ist aktuell nur sehr schwer umsetzbar. Familien- und Pflegezeiten müssten noch viel stärker bei der Rente berücksichtigt werden.

Es kommt auf die Männer an! Der Vollzeit arbeitende Mann - dieses Leitbild existiere nach wie vor in vielen Köpfen, darüber waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des KDFB-Fachgespräches im Pfarrzentrum Aichach einig. Auch darüber, dass es dieses Bild zu verändern gelte, damit Familie, Beruf und Pflege zukünftig besser miteinander zu vereinbaren wären. Männer könnten Veränderungen herbeiführen, indem sie hartnäckig bei den Arbeitgebern Teilzeitmodelle einforderten und sich untereinander vernetzten. Arbeitgebern müsse vor Augen geführt werden, dass auch sie von der Steigerung der Zufriedenheit bei den Mitarbeitern profitierten und dadurch die Identifikation mit dem Unternehmen und die Loyalität der Mitarbeiter steige. Ein positiver Effekt für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, der den höheren Kosten von Teilzeitmodellen entgegen wirken könne.

25.09.2016
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