Wir machen uns stark für Frauen
Gesellschaftspolitisch, kirchlich und sozial engagiert vertreten wir die Interessen von Frauen.

Statement Prof. Margit Eckholt

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Auf dem synodalen Weg – gemeinsam in Bewegung

Die Synodalversammlung in Frankfurt, die am 31. Januar und 1. Februar 2020 getagt hat, hat mich in das Forum 3 „Dienste und Ämter von Frauen in der Kirche“ berufen. Ich bin gerne zu dieser Mitarbeit bereit, begleiten mich diese Fragen doch seit vielen Jahren. Dankbar denke ich zurück an meine Mitgliedschaft in der Theologischen Kommission des Katholischen Deutschen Frauenbundes von 1995 bis 2014. Die weitergehende theologische Auseinandersetzung mit dem Frauendiakonat und eine Annäherung an das 2. Vatikanische Konzil aus Frauenperspektiven bildeten wichtige Schwerpunkte der Arbeit dieser Jahre. Ebenso bin ich seit 1995 Mitglied von „AGENDA – Forum katholischer Theologinnen“ und konnte 10 Jahre im Vorstand mitwirken. Einer der Höhepunkte dieser Zeit war die Vorbereitung und Durchführung des Kongresses zu „Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene“, der vom 6. bis 9. Dezember 2017 an der Universität Osnabrück stattfand und den ich zusammen mit den Kolleginnen Dorothea Sattler, Ulrike Link-Wieczorek und Andrea Strübind durchführen konnte. Der Ausschluss von Frauen ist begründungspflichtig und nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern, so heißt es in den „Osnabrücker Thesen“, die am Ende des Kongresses verabschiedet wurden. Die Mitarbeit im Forum 3 des synodalen Wegs erwächst für mich aus diesem langen Prozess gemeinsamen Arbeitens mit vielen Kolleginnen, für den ich sehr dankbar bin.

Ob der synodale Weg nicht bereits zum Scheitern verdammt sei, wenn Themen wie die Weihe von Frauen verhandelt werden, ist eine nicht nur von wenigen geäußerte Sorge. Darum ist es von Bedeutung, diese Frage nicht isoliert zu sehen, sondern die Debatten in den verschiedenen Foren aufeinander zu beziehen. Es geht bei der Frage nach dem Zugang von Frauen zu Diensten und Ämtern nicht um eine bloße Öffnung des Amtes, sondern es geht um eine neue Ausgestaltung des Amtes, einen neuen Umgang mit Macht, eine neue Beziehungskultur im Volk Gottes. Die theologische Reflexion, die den synodalen Weg begleitet, muss von befreiungstheologischen und kritisch-feministischen Impulsen geprägt sein und sich mit interdisziplinären gendertheoretischen Analysekriterien auseinandersetzen. Sie kann gerade darum nicht eine „Theologie der Frau“ sein, von der Papst Franziskus spricht, sondern eine frauenbefreiende Theologie, die nicht an das Geschlecht gebunden ist, vielmehr die Geschlechterbeziehungen problematisiert. Die Gefahr der Ausgrenzung der Themen, die die feministische und gendertheoretisch orientierte Theologie seit den 1970er Jahren eingespielt hat, besteht auch heute. So ist es wichtig, über den Kontext der deutschen Ortskirche hinaus eine weltweite Vernetzung zu diesen Fragen anzustoßen. Das ist ein Anliegen, das ich selbst seit vielen Jahren in der Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Theologinnen verfolge. AGENDA ist dem argentinischen Theologinnennetzwerk „Teologanda“ eng verbunden, und wir haben gemeinsam bereits zwei größere Kongresse in Buenos Aires durchführen können. Es wird sicher wichtig sein, auch einen weltweiten synodalen Prozess zu Fragen von Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche anzustoßen. „Voices of faith“ gibt hier wichtige Impulse und vernetzt Frauen verschiedenster Organisationen und Gemeinschaften. Wenn Frauen sich heute wieder auf den Weg machen, um für eine stärkere Partizipation in der Kirche zu streiten, für Beteiligung an Leitung und Diensten und Ämtern, so hat dies seinen tiefsten Grund in einem Glauben, der auf das befreiende Evan­ge­lium Jesu Christi setzt. All dies gründet in einer Liebe, die wie Maria von Magdala am leeren Grab „umkehren“ lässt, um in der Sendung durch Jesus Christus die Neuheit und Faszination des Evangeliums zu erschließen. All dies ergibt sich aus der Hoffnung auf den Gott, der alles neu macht und auch seine Kirche in die Zukunft tragen wird.

Hinweisen möchte ich auf eine aktuelle Publikation, die in der Reihe der Franziskanischen Akzente im Echter-Verlag erschienen ist:

Frauen in der Kirche. Zwischen Entmächtigung und Ermächtigung, Würzburg 2020

In der Lebendigen Seelsorge ist ein kurzer Text zum synodalen Weg erschienen:  

Der Synodale Weg und die Frauen, in: Lebendige Seelsorge 71 (2020) 114-118

Die „Osnabrücker Thesen“ sind veröffentlicht in:

Eckholt, Margit/Link-Wieczorek, Ulrike/Sattler, Dorothea/Strübind, Andrea (Hg.), Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene, Freiburg/Göttingen 2018, 465-476.

Autorin: Prof. Dr. Margit Eckholt

18.07.2020
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