Trau dich! Sechster Wochenimpuls
Dorothy Day: Leben und Werk
Dorothy Day war jemand, die das Christin-sein in ihrer Zeit neu definierte.
Sie war eine anarchistisch gesinnte Journalistin, Aktivistin, und Katholikin, die stets an der Seite der Unterdrückten stand.
Sie wurde 1897 in New York geboren und war schon als Jugendliche begeisterte Leserin von Zeitungen und Büchern, die sich mit sozialpolitischen Themen beschäftigten. Die Schriften von Tolstoi, Sinclair und Kropotkin brachten ihr die extreme Armut und Verelendung der Arbeiterklasse nahe und bewegten sie, die Lebensbedingungen in den Armenvierteln ihrer Stadt persönlich kennenzulernen. Im Alter von fünfzehn Jahren fühlte sie, dass ihr Leben mit dem Leben der Armen verbunden war, und dass die Interessen der Arbeiter ihren eigenen entsprachen.
„Ich wollte für mich selbst das Leben und die Fülle des Lebens, und ich wollte es auch für die anderen!“
Gegen den Wunsch ihres Vaters – der als Sportreporter arbeitete – schlug sie eine journalistische Karriere an. Im New York der Zwanziger Jahre schrieb sie für linke Blätter, unterstütze Streiks und nahm an Protestmärschen teil. Politisch orientierte sie sich an radikalen Gruppen und äußerte sich vehement gegen die Institution Kirche, die zu häufig an der Seite der Besitzenden stand und Menschen unterdrückte.
Später wandte sich Dorothy Day der Religion zu und entschied sich, katholisch zu werden. Ihre Konversion war keineswegs ein Abschied von ihrem sozialen Engagement: Im Gegenteil wurde der Glaube für sie eine Quelle des Widerstands gegen die schreienden Ungerechtigkeiten des Kapitalismus und zugleich eine Quelle der Liebe für die Entrechteten.
„Wir stellten fest, dass die einzige Lösung die Liebe war und dass die Liebe mit der Gemeinschaft kam.“
Während der Großen Depression, als Millionen plötzlich mittellos wurden, startete sie die Zeitung The Catholic Worker. Im Umfeld der Zeitung gründete sie Häuser der Gastfreundschaft und Landgemeinschaften, in denen bedürftige Menschen aufgenommen wurden. Mit ihnen teilte Dorothy Day ihren Alltag.
Sie blieb ihr ganzes Leben lang eine Aktivistin: Sie ging oft für Menschen- und Arbeiterrechte auf die Straße und wurde mehrfach verhaftet, zuletzt mit 75 Jahren bei Protesten von Farmarbeitern.
Aufgrund ihres unermüdlichen Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden wurde sie von den Päpsten Benedikt XVI. und Franziskus gepriesen, und ein Seligsprechungsverfahren wurde initiiert. Zu den Versuchen, aus ihr eine katholische Ikone zu machen, sagte sie aber: „Nennt mich nicht Heilige – so einfach werdet ihr mich nicht los“
Impuls für den Alltag:
Für Dorothy Day haben Christinnen eine Aufgabe: Zu wachsen in der Liebe Gottes. Gott sieht Kraft und Potential in uns, das gedeihen will. Gott ermutigt uns, aktiv zu werden, unsere Komfortzone zu verlassen und uns auf den Weg zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst zu machen. Gemeinsam sind wir unterwegs, um Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden zu üben.
Mitten im Aufruhr dieser Welt, tief durchatmen. Im Psalm 119 heißt es, dass Gott dem Herzen der Beterin Weite schenkt: „Du machst mein Herz weit“. Ein- und wieder ausatmen. Mit jedem Atemzug richtet sich unser Herz auf Gott, der keine Grenzen und keine Mauer kennt.