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Trau dich! Siebter Wochenimpuls

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Gedanken zu Therese Studer:
„Lant it luck“– Lasst nicht locker!

Therese Studer wurde am 22. September 1862 in Senden geboren, in einer Zeit, die geprägt war von der Industrialisierung und der damit verbundenen Arbeiterfrage. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste nach dem frühen Tod der Mutter und Stiefmutter bereits als 8-jährige bei einem Großbauern hart arbeiten, so dass sie nur im Winter zur Schule gehen konnte.

Für Therese war der ärgste Schmerz, „dass ich nicht lernen durfte, so wie ich es gewollt hätte.“

Mit 14 arbeitete sie in 12-Stundenschichten Akkord in einer Zündholzfabrik in Altenstadt, dann als Haushaltshilfe an verschiedenen Orten. Sie kehrte aber zur Fabrikarbeit in die Baumwollspinnerei und -weberei nach Kaufbeuren zurück, um „die viele Freizeit meinem Zwecke dienstbar zu machen!“ -  nämlich der intensiven Lektüre sozialer und volkswirtschaftlicher Werke, im Grunde aller Literatur, derer sie habhaft werden konnte, so dass eine Lehrerin erstaunt war, „dass eine Fabrikarbeiterin so viel Wissen besaß.“ Therese war klar, dass für die Bildung der Arbeiterinnen und der Durchsetzung ihrer Rechte Selbsthilfe durch Organisationen nötig war. So wurde sie Mitglied im christlichen Textilarbeiterverband und 1906 Mitbegründerin des katholischen Arbeiterinnenvereins in Kaufbeuren. Wegen ihrer humorvollen und vermittelnden Art wurde sie sehr geschätzt und in der Fabrik sogar bei Einstellungen und Entlassungen gehört.

Verbandspräses Carl Walterbach schrieb über sie bewundernd: „In ihrer mütterlichen Art übte sie auf die Mitglieder einen großen Einfluss aus, hatte aber doch mit fester Energie die Führung in Händen. Sie konnte fließend reden, war aber keine Vielrednerin, und was sie sagte, hatte Hand und Fuß.“  1908 holte er sie als erste Verbandssekretärin nach München.

Die Kraft für ihre Arbeit schöpfte sie aus dem Glauben. Als sich die Mitgliederzahl durch ihren Einsatz verdoppelte – später erhielt sie dafür vom Ministerium für soziale Arbeit in München sogar den Titel eines „Arbeitsrates“ -, verbuchte sie das nicht als ihren eigenen Erfolg, sondern schrieb das Ergebnis dem Wirken Gottes zu: „Mein Gott, wie segnest du das Werk, zu dessen Werkzeug Du mich gemacht hast. Dir sei Dank, immer und immer!“

Zu ihrem bodenständigen Glauben passt, dass Therese keine Asketin war. Sie liebte gutes Essen und guten Wein. Legendär ist die Zigarre, die sich die „Verbandsmutter“, wie sie genannt wurde, ab und zu gönnte. Als sie 1915 aufgrund ihrer schweren rheumatischen Erkrankung zur Kur war, setzte Präses Walterbach ohne ihr Wissen während ihrer Abwesenheit eine Nachfolgerin ein. Ihr Kommentar war: Was ich zu tragen habe, in Gottes Namen, ich trage es halt! Einmal ist ja doch alles zu Ende, und dann werde ich erkennen, dass alles gut und nützlich war, wie es immer kam.“

Therese Studer starb im Alter von 68 Jahren am 21. Januar 1931 in München und wurde auf dem Sendlinger Friedhof beigesetzt.


Impuls für den Alltag:

Wenn es darum ging, etwas zum Wohl aller zu erreichen, konnte Therese Studer sehr hartnäckig sein: „Lant ist luck“ war ihre Devise – lasst nicht locker!“

Wo will und muss ich – in Gottes Namen - hartnäckig bleiben und darf (im Verbund mit anderen Frauen) nicht locker lassen?

Autor: Regina Wühr – Geistliche Begleiterin der KAB, Referentin für Spiritualität, Bischöfl. Seelsorgeamt Augsburg
13.04.2022
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Bild: Bernhard Stappel