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Portraitreihe selbst*bewusst*offen

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Was war Deine Motivation für Dein Engagement bei Terre des Femmes?

Ungerechtigkeit hat mich schon immer empört. Und wenn die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen zu eklatanten Menschenrechtsverletzungen führt, wie beispielsweise durch Genitalverstümmelung (FGM) bei Mädchen und Frauen, dann ist das ein Grund, sich zu engagieren.

Terre des Femmes (TDF) ist eine Menschenrechtsorganisation, die sich für die Rechte von Mädchen und Frauen einsetzt und unter anderem gegen Kinderehen, Zwangsprostitution, häusliche Gewalt und weibliche Genitalverstümmelung kämpft. Und die Art und Weise, wie sie das tun, gefällt mir. Beispielsweise mit seriösen, fundierten Informationen oder durch Zusammenarbeit mit Projekten vor Ort.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen und was möchtest du bewegen?

Im Grunde genommen ist jedes Thema von TDF wichtig und essenziell. Besonders berührt hat mich seit jeher die weibliche Genitalverstümmelung. Dazu habe ich mehrere Interviews mit betroffenen Frauen geführt und Informationsveranstaltungen organisiert. Derzeit bekommt das Thema durch die Ankunft von geflüchteten Frauen und Mädchen leider eine neue Aktualität. Es besteht das Risiko, dass auch ihre Töchter heimlich und illegal beschnitten werden. Ärzt*innen und Betreuer*innen kommen mit der Problematik in Berührung und haben einen zunehmenden Bedarf an Informationen.

Was hast du in den letzten Jahren erreicht und worauf bist du stolz?

Da kann ich nicht von mir allein sprechen, sondern muss die gesamte Terre-des-Femmes-Städtegruppe Augsburg hervorheben. Sehr stolz sind wir auf die Ausstellung „Hol Dir Dein Leben zurück!“ gegen häusliche Gewalt, die wir 2017 gemeinsam mit zwei Designstudentinnen konzipiert und realisiert haben. 60 Umzugskartons symbolisieren den Weg hinaus aus der Gewaltspirale. Sehr intensiv habe ich auch das Interview mit Fadumo Korn erlebt. Sie stammt aus Somalia und kämpft als Betroffene seit Jahren gegen weibliche Genitalverstümmelung. Ich habe mit ihr das filmische Interview „Mein blaues Licht“ realisiert. Der Film wird häufig bei Informationsveranstaltungen gezeigt und ist neuerdings auch auf youtube verfügbar.

Bekommt Terre des Femmes die nötige Unterstützung?

In Augsburg erhalten wir wirklich optimale Unterstützung. Seit Jahren organisieren wir gemeinsam mit der Gleichstellungsstelle und einem Aktionsbündnis von 14 Organisationen den „Internationalen Tag NEIN zu Gewalt an Frauen“. Der KDFB gehört auch zu diesem Bündnis. Rund um den 25. November werden Aktionen, Veranstaltungen und ein Fahnenhissen organisiert. In der ganzen Stadt wehen eine Woche lang blaue Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ – vor dem Maxmuseum, dem Stadttheater, dem Augsburger Dom, der Universität, vor Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Auf Deutsch, Türkisch, Spanisch, Französisch und Englisch machen die Fahnen allen Frauen Mut auf ein freies Leben ohne Gewalt.

Was wünschst du Dir für die Zukunft? Wo muss sich dringend etwas ändern?

Vor 30 Jahren hatte ich das Gefühl, dass wir in Bezug auf Gleichberechtigung bereits sehr viel erreicht haben. Ich war überzeugt: Meine Tochter wird in einer Welt leben, in der eine Diskussion z. B. über gleiche Bezahlung für gleiche berufliche Leistung nicht mehr nötig ist. Aber die Realität ist bis heute eine andere.

Ich wünsche mir ein gesellschaftliches Umdenken, bei der Gleichberechtigung nicht mehr belächelt, verunglimpft, abgewertet oder bekämpft wird, sondern ein selbstverständlicher, fester Bestandteil unseres Lebens ist.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die nächsten Projekte!

Das Gespräch führte Dr. Ursula Schell

 

Autor: Dr. Ursula Schell
05.11.2018
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Foto: Arn Matuszewski