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„Wir müssen mitmischen, wenn wir was ändern wollen“

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Nach 100 Jahren Frauenwahlrecht sind Frauen mit gerade mal 26% im Bundestag vertreten. Um dieses Ungleichgewicht zu ändern, rief der KDFB das Forum „Frauen.gefragt“ ins Leben. Mit dieser Podiumsdiskussion möchte er den direkten Kontakt zu engagierten Frauen in der Politik herstellen und so viele weitere Frauen motivieren, politische Ämter zu übernehmen.

Monika Riedmüller, Schatzmeisterin des KDFB Diözesanverbandes, bezog sich in ihrer Begrüßung auf die KDFB-Kampagne „bewegen!“: Unter dem Aufruf „Wir bewegen Politik!“ werden verbandsweit Aktionen auf die Beine gestellt, die mehr Engagement von Frauen in der Politik fördern. Denn, wie KDFB Bildungsreferentin Maria Hierl weiter ausführt: „Frauenthemen werden in der Politik im Wesentlichen nur von Frauen weitergetragen.“ Es braucht mehr Frauen in der Politik, nur so sind politische Gremien ein Abbild der Gesellschaft.

Was sich in den Räumen der Kolpingakademie in Lindau zeigte, waren äußerst engagierte Kommunalpolitikerinnen: Geladen waren die beiden Lindauer Oberbürgermeisterkandidatinnen Dr. Claudia Alfons und Claudia Halberkamp sowie Annemarie Beck, dienstälteste Gemeinderätin in Wasserburg, Kreisrätin und Seniorenbeauftragte. Nadja Krammer-Dinkelbach, EU-Listenkandidatin 2019 und Kreisvorsitzende der Frauen Union Lindau, sowie Stadt- und Kreisrätin Ulrike Lorenz-Mayer erweiterten das Podium.

Unter der Moderation von Susanne Zehentbauer ließen sich während der sehr zugewandten und offenen Diskussion die verschiedenen Hemmschwellen für Frauen in der Politik klar erkennen. Da ist zum einen, wie Nadja Krammer-Dinkelbach, selbst Mutter von drei kleinen Kindern, betonte, der Faktor Zeit: Politik ist kein familienfreundliches Thema. Viele Termine finden am Abend oder am Wochenende statt, das muss organisatorisch erstmal gestemmt werden. Und, wie Ulrike Lorenz-Meyer zu Recht ergänzt, auch erst finanziert werden. Denn von einer geringen Aufwandsentschädigung könne beispielsweise eine alleinerziehende Mutter keinen Babysitter finanzieren. Sie fordert daher einen Mindestlohn und Rentenpunkte für politische Ämter auf Kommunalebene. Dazu kommen strukturelle Probleme, wie sie Dr. Claudia Alfons benennt: Da alle Gremien aktuell einen geringen Frauenanteil aufweisen, sind die Bedingungen nicht so ausgelegt, dass sie für Frauen wenig attraktiv sind. Gleichberechtigung bedeutet in ihrem Verständnis, Frauen jetzt so zu unterstützen dass sie dieses Defizit aufholen. Sie fordert daher klar eine Quote. Nadja Krammer-Dinkelbach spricht mit ihrer Aussage für viele, die bisher der Quote skeptisch gegenüberstanden: „Besser Quotenfrau als gar keine Frau. Und wenn man dann drin ist, muss man zeigen was man kann.“

Mehrfach kommt das negative kommunikative Klima innerhalb der von Männern dominierten politischen Gremien zur Sprache. Publikum und Podium sind sich einig, dass gerade dieser Stil in der Politik viele Frauen von politischem Engagement abhält.

Doch hier muss sich etwas ändern, sind sich Claudia Halberkamp und ihre Mitstreiterinnen sicher: „Der Stil in der Politik wird jünger, ich möchte aktiv Frauen z. B. durch Mentorenprogramme darin stärken, sich politische Ämter auch zuzutrauen.“ Annemarie Beck ergänzt, wie wichtig es ist, in den richtigen Ausschüssen zu sitzen – nämlich dort wo über Finanzen entschieden wird: In vielen Gremien saß sie als einzige Frau, habe dort aber auch gute Erfahrungen gemacht.

Wichtig für die anstehenden Kommunalwahlen ist, darin sind sich alle einig, dass Frauen auch Frauen wählen, damit ihre Themen in der Politik angemessen repräsentiert werden. Die politische Vertretung muss ein Spiegel der Gesellschaft sein, daher sollten sowohl Stil, Strukturen und Vergütungen so angelegt sein, dass sie für Frauen und Männer gleichermaßen passend sind.

Autor: Elisabeth Böswald-Rid, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
07.11.2019
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